Hier möchten wir euch die Geschichte zu diesem Bilder erzählen.
Elisa 26 Jahre und Tobias 26 Jahre aus Rheinland-Pfalz.
Zusammen seit dem 10.11.2012
Wie haben schon zusammen um Überleben und Tod gekämpft
Mein
Freund und ich waren im Frühjahr (März) in unserem lang her
ersehnten und wohl verdienten Urlaub nach Afrika. Der Urlaub war
toll, ereignisreich, spannend... Einfach atemberaubend. Bis ich
anfing Magen - Darm Probleme zu bekommen, was aber in solchen Ländern
auch durchaus keine ungewöhnliche Sache ist, und ich mir deshalb
keine großen Gedanken machte. Bis zum Abflugtags nach Hause. Im
Flugzeug angekommen fing alles an. Ich sagte zu meinem Freund, dass
ich mich nach weiter hinten auf einen leeren Platz setzen würde, da
mir schrecklich schlecht war. Drei Stunden ging der erste
Flugabschnitt. In dieser Zeit war ich nur am Brechen, sobald ich nur
einen Schluck trank und bekam schreckliche Schmerzen in meinem linken
Oberschenkel und in der ganzen rechten Flanke, ich konnte mich kaum
mehr bewegen. Mein Freund sammelte fleißig alle Brechtüten aus dem
Flugzeug ein, damit auch ja nichts daneben ging
Am Boden
wurde ich in einem Rollstuhl aus dem Flughafen geschleust um vor dem
Langstreckenflug bei einem Arzt vorstellig zu werden, in Adis Ababa.
Das war das letzte Mal, dass ich auf den Beinen stand für eine lange
Zeit... Ebola und Malaria standen im Raum. Ich hatte schreckliche
Angst, denn wer sein Ausweis abgibt und das noch in einem Fremden
Land, der existiert eigentlich nicht. Aber wir hatten keine Andere
Wahl. Dann wurden wir in einem Jeep zum Arzt gefahren, und dieser
schickte uns in dad dortige "Krankenhaus". Dort verbrachten
wir eine Nacht nach der Notaufnahme auf einem Zimmer, mein Freund lag
ohne Untermatte auf dem Boden am Fenster und ich voller Schmerzen und
immer noch nur am Brechen im Bett. Ich durfte nichts mehr trinken. Am
nächsten Morgen kam der Arzt rein, und sagte (natürlich auf
Englisch), dass ich auf die Intensivstation komme, was ich aber im
ersten Moment nicht verstand. Ich wurde mit dem Rollstuhl dorthin
gebracht, kurz nach dem Eingang komplett ausgezogen, mein Freund
bekam meine Sachen in die Hand gedrückt und die Tür würde hinter
mir verschlossen. Ich bekam von wildfremden Menschen einen Katheter
gelegt und war vollkommen alleine, in einem großen Raum mit noch
anderen Patienten, ohne Handy, ohne zu wissen wo ich bin. Mein
Freund, der kaum Englisch kann, war in einem fremden Land auf sich
alleine gestellt, ohne Ausweis und von mir getrennt. Mir ging es sehr
schlecht... Ich dachte wirklich ich sehe ihn nie wieder...
Am
nächsten Tag durfte er für 15 Minuten zu mir, wie Sprachen ganz
kurz miteinander und er versicherte mir sich darum zu kümmern, dass
ich nach Hause komme und verlegt werde.
3 Tage später war es
dann soweit, aber ich kam nicht nach Hause, sondern wurde in einem
Privatflugzeug nach Nairobi geflogen, denn ich schwebte in
Lebensgefahr und hätte den Flug nach Hause nicht überstanden...
Das
war gar nicht so einfach wieder an unsere Pässe zu kommen, aber mach
mehreren Stunden hatte mein Freund alles geklärt und besorgt.
In
Nairobi angekommen, kam ich in die Agakhan Klinik, ein sooooooo
tolles Universitätsklinikum. Riesig, die Ärzte sehr sehr sehr lieb,
die Schwestern und Pfleger waren noch mit Herz dabei und beteten und
hatten so viel Verständnis und Mitgefühl. Ich wurde noch am selben
Tag notoperiert und es folgten noch 5 weitere Operationen, die
mitunter bis zu 5 Stunden dauerten. Jedem zweiten Tag wurde ich
operiert. Das Gewebe in meinem Körper war von einem Keim befallen,
der das Gewebe absterben ließ. Ich hatte schreckliche Schmerzen.
Mein Freund war jede freie Minute, die es ihm erlaubt war an meiner
Seite, er war auch fertig. Unsre Koffer waren ja nach Deutschland
weitergeflogen, er hatte also nichts.
Nach 12 Tagen konnte ich
dann nach Deutschland verlegt werden, was anfangs nicht möglich war,
da meine Lunge drohte zusammenzubrechen und sich ein Pleuraerguss
gebildet hatte. ÜBERALL kamen Schläuche aus mir heraus.
Mein
Freund dufte nicht mit mir im Ambulanzflugzeug nach Hause fliegen,
dieser war zu klein zusammen mit dem Notarzt und Sanitäter.
Ich
kam nach Heidelberg in die Orthopädie. Diese liegt ca. 1 Stunde mit
dem Auto von uns Zuhause entfernt. Insgesamt lag ich dort noch 3,5
Wochen auf der Intensivstation und musste 24 Stunden überwacht
werden, da man sich nicht nicht sicher war, ob ich es überlebe oder
nicht. Mein Freund, meine Familie und meine Freunde, die sich große
Sorgen machten, durften mein Zimmer nur betreten, wenn sie einen
Schutzkittel, Handschuhe und einen Mundschutz trugen, da ich mir
einen weiteren (Krankenhaus -) Keim eingefangen hatte, den mrgn4. Ich
war resistent gegen manche Antibiotika, was in diesem Fall sehr
gefährlich werden konnte. Insgesamt bekam ich so viele verschiedene
Medikament und Antibiotika, dass ich es gar nicht mehr genau
aufzählen kann... Meine Venen gaben keine Möglichkeit mehr zum
Infusionen legen oder Blut abnehmen, ich bekam in der ganzen Zeit 4
Zentrale Venenkatheter gelegt, aber bis ich diesen erstmals wieder in
Deutschland bekam, musste ich viele Nadeln über mich ergehen lassen.
Ich hatte Halluzinationen, in denen ich von Elefanten in meinem
Zimmer erzählte, die auf einer Rolltreppe hinauf fahren!
Also
ein klein wenig Afrika, hatte ich mit nach Hause genommen. ?
Nachdem
mein Befinden wieder stabil war, wurde ich auf die normale Station
verlegt. Insgesamt wurde ich dort in Heidelberg auch noch 6mal
operiert. Jedes mal hoffe man, ich hätte es nun überstanden, aber
jedes mal kam wieder ein Rückschlag. Mein Freund musste sehr viele
Tränen und verzweifelte und schmerzvolle Worte von mir ertragen. Ich
hatte Tage, an denen ich aufgeben wollte, aber meine Familie und
meine Freunde gaben mir Kraft nicht aufzugeben. Langsam wurde ich
mobilisiert, es waren sehr starke Schmerzen. Die Muskeln hatten sich
abgebaut und mein Körper hatte keine Kraft mehr... Es gab schwere
Zeiten dort, da nicht alle Ärzte mit Herz ihre Arbeit verrichten,
sondern der Patient mehr als eine Nummer von vielen gesehen wird und
darum auch nicht viel Mitgefühl gezeugt wird bzw. ich sogar noch an
gemotzt wurde.
Nach
drei Monaten durfte ich dann endlich nach Hause.
Mein Freund
hatte in unserer Wohnung zusammen mit einer Freundin ganz viele
Luftballons aufgeblasen und eine Willkommensgirlande aufgehängt. Ich
war endlich Zuhause bei unserem Kater, meinem Hund, meinem Freund und
meiner Familie!!! Ich war noch sehr schwach und hatte Alpträume und
Schmerzen. Aber ich gab nicht auf. Mein Freund hatte jeden möglichen
Zeitpunkt genutzt um bei mir zu sein, trotz dessen dass sein
Arbeitsalltag ja weiterging. Er brachte mir selbst gekochtes Essen
ins Krankenhaus, er erfüllte mir meine Wünsche und gab mir sehr
viel Kraft!!!
Nach 6 Wochen jedoch, wie waren gerade am
Kartenspielen, bemerkte ich einen roten Fleck an meinem linken
Oberschenkel. Ich bekam wieder Fieber und Schmerzen und die Stelle
würde größer und heißer.
Ich musste wieder ins Krankenhaus
und am selben Tag noch operiert werden. In der Zwischenzeit hatte
sich auch an der rechten Seite wieder etwas gebildet, beide Seiten
mussten erneut operiert werden! Insgesamt musste ich wieder 5
Operationen durchstehen mit VAC Pumpen und allem drum und dran.
Zu
allem Übel war das der August. In diesem Monat hatten mein Vater,
mein Freund und ich Geburtstag und keinen dieser konnte gefeiert
werden, und wir feiern gerne.
Zu meinem Geburtstag kamen aber
alle meine wichtigsten Menschen zu mir ins Krankenhaus und bei mir
wurde das Zimmer geschmückt, und ein Geschenktisch aufgebaut und
gefeiert, es war toll.
Nach insgesamt wieder 5 Wochen Aufenthalt
und nun insgesamt 17 Operationen durfte ich nun wieder nach Hause.
Ich war bei der Sauerstofftherapie, welche den Keim, falls er
noch vorhanden sein sollte, abtöten sollte und die Wundheilung
unterstützt. Mein Freund hat mich oftmals dorthin gefahren und mit
mir gewartet. Es nahm viel Zeit in Anspruch aber er hatte immer
Geduld und Verständnis, auch wenn ich keine Lust mehr hatte...
Nun
sind weitete 9 Wochen vergangen, und in der nächsten Woche startet
meine Reha. Ich freue mich darauf, anschließend endlich wieder fit
sein zu können und endlich wieder zu meiner Arbeit zu können, da
sie mir so sehr gefehlt hat. Ich arbeite als Erzieherin in einem
Kinder und Jugendheim, sie sind ein Teil meines Lebens geworden. Auch
sie haben mir immer Kraft gegeben, vor allem als sie mich im
Krankenhaus besucht haben.
Ich weiß noch nicht, wie ich die
drei Wochen ohne meinen Freund zu sehen überstehen soll, weil diese
ganze Geschichte, hat uns so sehr zusammengeschweißt, dass ich mir
ein Leben ohne ihn und ohne seine Unterstützung / Anwesenheit nicht
mehr vorstellen möchte. Ich verdanke ihm sehr viel Kraft und dass
ich nicht aufgegeben habe.
Selbst, wenn unsere Liebe irgendwann
nicht mehr bestehen sollte (wovon ich nicht ausgehen werde), wird er
immer der Mann sein, dem ich MEIN LEBEN durch sein Handeln und seinen
Unterstützung verdanke, und ich auf ewig dankbar und mit ihm
verbunden sein werde.
Elisa & Tobias