Freitag, 13. November 2015

Hier möchten wir euch die Geschichte zu diesem Bilder erzählen.
Elisa 26 Jahre und Tobias 26 Jahre aus Rheinland-Pfalz. 
Zusammen seit dem 10.11.2012
Wie haben schon zusammen um Überleben und Tod gekämpft


Mein Freund und ich waren im Frühjahr (März) in unserem lang her ersehnten und wohl verdienten Urlaub nach Afrika. Der Urlaub war toll, ereignisreich, spannend... Einfach atemberaubend. Bis ich anfing Magen - Darm Probleme zu bekommen, was aber in solchen Ländern auch durchaus keine ungewöhnliche Sache ist, und ich mir deshalb keine großen Gedanken machte. Bis zum Abflugtags nach Hause. Im Flugzeug angekommen fing alles an. Ich sagte zu meinem Freund, dass ich mich nach weiter hinten auf einen leeren Platz setzen würde, da mir schrecklich schlecht war. Drei Stunden ging der erste Flugabschnitt. In dieser Zeit war ich nur am Brechen, sobald ich nur einen Schluck trank und bekam schreckliche Schmerzen in meinem linken Oberschenkel und in der ganzen rechten Flanke, ich konnte mich kaum mehr bewegen. Mein Freund sammelte fleißig alle Brechtüten aus dem Flugzeug ein, damit auch ja nichts daneben ging

Am Boden wurde ich in einem Rollstuhl aus dem Flughafen geschleust um vor dem Langstreckenflug bei einem Arzt vorstellig zu werden, in Adis Ababa. Das war das letzte Mal, dass ich auf den Beinen stand für eine lange Zeit... Ebola und Malaria standen im Raum. Ich hatte schreckliche Angst, denn wer sein Ausweis abgibt und das noch in einem Fremden Land, der existiert eigentlich nicht. Aber wir hatten keine Andere Wahl. Dann wurden wir in einem Jeep zum Arzt gefahren, und dieser schickte uns in dad dortige "Krankenhaus". Dort verbrachten wir eine Nacht nach der Notaufnahme auf einem Zimmer, mein Freund lag ohne Untermatte auf dem Boden am Fenster und ich voller Schmerzen und immer noch nur am Brechen im Bett. Ich durfte nichts mehr trinken. Am nächsten Morgen kam der Arzt rein, und sagte (natürlich auf Englisch), dass ich auf die Intensivstation komme, was ich aber im ersten Moment nicht verstand. Ich wurde mit dem Rollstuhl dorthin gebracht, kurz nach dem Eingang komplett ausgezogen, mein Freund bekam meine Sachen in die Hand gedrückt und die Tür würde hinter mir verschlossen. Ich bekam von wildfremden Menschen einen Katheter gelegt und war vollkommen alleine, in einem großen Raum mit noch anderen Patienten, ohne Handy, ohne zu wissen wo ich bin. Mein Freund, der kaum Englisch kann, war in einem fremden Land auf sich alleine gestellt, ohne Ausweis und von mir getrennt. Mir ging es sehr schlecht... Ich dachte wirklich ich sehe ihn nie wieder...
Am nächsten Tag durfte er für 15 Minuten zu mir, wie Sprachen ganz kurz miteinander und er versicherte mir sich darum zu kümmern, dass ich nach Hause komme und verlegt werde.
3 Tage später war es dann soweit, aber ich kam nicht nach Hause, sondern wurde in einem Privatflugzeug nach Nairobi geflogen, denn ich schwebte in Lebensgefahr und hätte den Flug nach Hause nicht überstanden...

Das war gar nicht so einfach wieder an unsere Pässe zu kommen, aber mach mehreren Stunden hatte mein Freund alles geklärt und besorgt.
In Nairobi angekommen, kam ich in die Agakhan Klinik, ein sooooooo tolles Universitätsklinikum. Riesig, die Ärzte sehr sehr sehr lieb, die Schwestern und Pfleger waren noch mit Herz dabei und beteten und hatten so viel Verständnis und Mitgefühl. Ich wurde noch am selben Tag notoperiert und es folgten noch 5 weitere Operationen, die mitunter bis zu 5 Stunden dauerten. Jedem zweiten Tag wurde ich operiert. Das Gewebe in meinem Körper war von einem Keim befallen, der das Gewebe absterben ließ. Ich hatte schreckliche Schmerzen. Mein Freund war jede freie Minute, die es ihm erlaubt war an meiner Seite, er war auch fertig. Unsre Koffer waren ja nach Deutschland weitergeflogen, er hatte also nichts.
Nach 12 Tagen konnte ich dann nach Deutschland verlegt werden, was anfangs nicht möglich war, da meine Lunge drohte zusammenzubrechen und sich ein Pleuraerguss gebildet hatte. ÜBERALL kamen Schläuche aus mir heraus.
Mein Freund dufte nicht mit mir im Ambulanzflugzeug nach Hause fliegen, dieser war zu klein zusammen mit dem Notarzt und Sanitäter.
Ich kam nach Heidelberg in die Orthopädie. Diese liegt ca. 1 Stunde mit dem Auto von uns Zuhause entfernt. Insgesamt lag ich dort noch 3,5 Wochen auf der Intensivstation und musste 24 Stunden überwacht werden, da man sich nicht nicht sicher war, ob ich es überlebe oder nicht. Mein Freund, meine Familie und meine Freunde, die sich große Sorgen machten, durften mein Zimmer nur betreten, wenn sie einen Schutzkittel, Handschuhe und einen Mundschutz trugen, da ich mir einen weiteren (Krankenhaus -) Keim eingefangen hatte, den mrgn4. Ich war resistent gegen manche Antibiotika, was in diesem Fall sehr gefährlich werden konnte. Insgesamt bekam ich so viele verschiedene Medikament und Antibiotika, dass ich es gar nicht mehr genau aufzählen kann... Meine Venen gaben keine Möglichkeit mehr zum Infusionen legen oder Blut abnehmen, ich bekam in der ganzen Zeit 4 Zentrale Venenkatheter gelegt, aber bis ich diesen erstmals wieder in Deutschland bekam, musste ich viele Nadeln über mich ergehen lassen.
Ich hatte Halluzinationen, in denen ich von Elefanten in meinem Zimmer erzählte, die auf einer Rolltreppe hinauf fahren!

Also ein klein wenig Afrika, hatte ich mit nach Hause genommen. ?
Nachdem mein Befinden wieder stabil war, wurde ich auf die normale Station verlegt. Insgesamt wurde ich dort in Heidelberg auch noch 6mal operiert. Jedes mal hoffe man, ich hätte es nun überstanden, aber jedes mal kam wieder ein Rückschlag. Mein Freund musste sehr viele Tränen und verzweifelte und schmerzvolle Worte von mir ertragen. Ich hatte Tage, an denen ich aufgeben wollte, aber meine Familie und meine Freunde gaben mir Kraft nicht aufzugeben. Langsam wurde ich mobilisiert, es waren sehr starke Schmerzen. Die Muskeln hatten sich abgebaut und mein Körper hatte keine Kraft mehr... Es gab schwere Zeiten dort, da nicht alle Ärzte mit Herz ihre Arbeit verrichten, sondern der Patient mehr als eine Nummer von vielen gesehen wird und darum auch nicht viel Mitgefühl gezeugt wird bzw. ich sogar noch an gemotzt wurde.

Nach drei Monaten durfte ich dann endlich nach Hause.
Mein Freund hatte in unserer Wohnung zusammen mit einer Freundin ganz viele Luftballons aufgeblasen und eine Willkommensgirlande aufgehängt. Ich war endlich Zuhause bei unserem Kater, meinem Hund, meinem Freund und meiner Familie!!! Ich war noch sehr schwach und hatte Alpträume und Schmerzen. Aber ich gab nicht auf. Mein Freund hatte jeden möglichen Zeitpunkt genutzt um bei mir zu sein, trotz dessen dass sein Arbeitsalltag ja weiterging. Er brachte mir selbst gekochtes Essen ins Krankenhaus, er erfüllte mir meine Wünsche und gab mir sehr viel Kraft!!!

Nach 6 Wochen jedoch, wie waren gerade am Kartenspielen, bemerkte ich einen roten Fleck an meinem linken Oberschenkel. Ich bekam wieder Fieber und Schmerzen und die Stelle würde größer und heißer.
Ich musste wieder ins Krankenhaus und am selben Tag noch operiert werden. In der Zwischenzeit hatte sich auch an der rechten Seite wieder etwas gebildet, beide Seiten mussten erneut operiert werden! Insgesamt musste ich wieder 5 Operationen durchstehen mit VAC Pumpen und allem drum und dran.
Zu allem Übel war das der August. In diesem Monat hatten mein Vater, mein Freund und ich Geburtstag und keinen dieser konnte gefeiert werden, und wir feiern gerne.
Zu meinem Geburtstag kamen aber alle meine wichtigsten Menschen zu mir ins Krankenhaus und bei mir wurde das Zimmer geschmückt, und ein Geschenktisch aufgebaut und gefeiert, es war toll.
Nach insgesamt wieder 5 Wochen Aufenthalt und nun insgesamt 17 Operationen durfte ich nun wieder nach Hause.
Ich war bei der Sauerstofftherapie, welche den Keim, falls er noch vorhanden sein sollte, abtöten sollte und die Wundheilung unterstützt. Mein Freund hat mich oftmals dorthin gefahren und mit mir gewartet. Es nahm viel Zeit in Anspruch aber er hatte immer Geduld und Verständnis, auch wenn ich keine Lust mehr hatte...


Nun sind weitete 9 Wochen vergangen, und in der nächsten Woche startet meine Reha. Ich freue mich darauf, anschließend endlich wieder fit sein zu können und endlich wieder zu meiner Arbeit zu können, da sie mir so sehr gefehlt hat. Ich arbeite als Erzieherin in einem Kinder und Jugendheim, sie sind ein Teil meines Lebens geworden. Auch sie haben mir immer Kraft gegeben, vor allem als sie mich im Krankenhaus besucht haben.

Ich weiß noch nicht, wie ich die drei Wochen ohne meinen Freund zu sehen überstehen soll, weil diese ganze Geschichte, hat uns so sehr zusammengeschweißt, dass ich mir ein Leben ohne ihn und ohne seine Unterstützung / Anwesenheit nicht mehr vorstellen möchte. Ich verdanke ihm sehr viel Kraft und dass ich nicht aufgegeben habe.
Selbst, wenn unsere Liebe irgendwann nicht mehr bestehen sollte (wovon ich nicht ausgehen werde), wird er immer der Mann sein, dem ich MEIN LEBEN durch sein Handeln und seinen Unterstützung verdanke, und ich auf ewig dankbar und mit ihm verbunden sein werde.


Elisa & Tobias

2 Kommentare:

  1. Ich habe echt gänsehaut und pipi in den Augen .. Ich wünsche euch das es ab jetzt nur noch Berg auf geht in eurem Leben ! :)

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